Manufaktur „Palacio Aldama“

Aus Cigar Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
S. auch Geschichte der kubanischen Manufakturen, Historisches

Die Textvorlage stammt aus dem Cigar Journal von 5THAVENUE Products Trading GmbH, Ausgabe 32, Juni 2008.

Palacio Aldama.jpg

Bildquelle: 5THAVENUE Products Trading GmbH

Der „Palacio Aldama“ beherbergte viele Jahre lang, vor allem zur Blütezeit der kubanischen Zigarrenindustrie gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die berühmte Manufaktur „La Corona“.

Er ist vom Capitolio aus nur wenige Fussminuten entfernt. Von der Vorderseite des Capitolio aus läuft man den Paseo hinunter (nicht in Richtung Malecón, sondern in die entgegengesetzte), bis man am „Fuente de la India“ (einem Springbrunnen) auf die Avenida Simon Bolívar (oder auch Calle Reina) und die Calle Maximo Gomez (oder auch Calle Monte) stösst. Läuft man die Calle Avenida Simon Bolívar nach rechts hinein, erhebt sich an der zweiten Kreuzung linkerhand schräg gegenüber ein grosses, beeindruckendes Gebäude. Durch die grossen, dicht gewachsenen Bäume und die mächtigen Säulen wirkt es heute beinahe ein wenig düster. Dies ist der „Palacio Aldama“.

Eigentlich handelte es sich bei dem, was man heute als „Palacio Aldama“ bezeichnet, ursprünglich um zwei Gebäude. Eines befand sich auf der Calzada de San Luis Gonzaga 1 (später Calle Reina genannt, heute Avenida de Simon Bolívar). Erbaut wurde es von José Manuel Carreras um 1840 für den aus dem Baskenland stammenden Zuckermagnaten Domingo de Aldama.

Die Adresse des zweiten Gebäudes lautete Calle Amistad 142, gelegen an der Ecke zur Calle Estrella. Die Familie Domingo del Montes lebte dort. Spanische Behörden durchsuchten im Jahre 1869 das Gebäude der Familie del Monte, den Bewohnern des Gebäudes Calle Amistad 142. Ein Jahr zuvor, 1868, hatte der erste Krieg, der so genannte „Zehnjährige Krieg“, beim Kampf um die Unabhängigkeit Kubas von der spanischen Kolonialmacht, begonnen. Erst im Jahre 1902 sollte Kuba den formalen Status einer Republik erhalten. Die Familie Del Monte jedenfalls wurde verdächtigt, mit den Aufständischen zu kollaborieren. Bei jener Hausdurchsuchung vermuteten die Behörden im Haus ein Waffenlager, das allerdings nicht gefunden werden konnte. Bei dieser Gelegenheit durchsuchten die Beamten auch das danebenliegende Gebäude der Familie Aldama.

Diese sahen sich durch diesen willkürlichen Akt derart provoziert, dass sie in die USA migrierten. Das Vermögen der Familie Aldama wurde konfisziert. Ihre Flucht in die USA wertete man als Schuldeingeständnis.

Erst im Jahr 1889 dann wurde das Gebäude bei einer Auktion zur Versteigerung ausgeschrieben, bei der es die Firma „Alvarez y Lopez Cia.“ erwarb. Schon Jahre zuvor hatte ebendiese Gesellschaft das benachbarte Gebäude der Familie Del Monte gekauft. Nun konnte, nach Umbauarbeiten, der grosse Gebäudekomplex als Zigarrenmanufaktur genutzt werden. Sie bekam den Namen „La Corona“.

Manuel Lopez hatte bereits 1882 die Marke „La Corona“ aus der Hand der Familie Carbagas übernommen, die aufgrund des Unabhängigkeitskrieges in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Als nächstes ging die Marke „La Corona“ in die Hände von Segundo Alvarez über. Er entstammte einer alten Handelsfamilie, die bereits lange im Tabakgeschäft tätig war. Schon einige Jahrzehnte zuvor, im Jahre 1855, zu einer Zeit also, als die kubanische Zigarre quasi noch in den Kinderschuhen steckte, baute er eine eigene ZCigarrenproduktion auf. Gemeinsam mit Perfecto Lopez, dem Kompagnon der Firma „Alvarez y Lopez Cía.“, machten sie aus „La Corona“ jene berühmte Marke, die auch heute noch bekannt ist.

Bereits 1889 kauften sich die Briten bei „Alvarez y Lopez Cia.“ ein. Gemeinsam mit Gustavo Bock managten Alvarez und Lopez die Geschicke von „La Corona“. Einige Jahre später gingen die britischen Anteile in den Besitz der „American Tobacco Co.“ über.

Anfang des 20. Jahrhundert bekam der zweistöckige „Palacio Aldama“ ein drittes Stockwerk aufgesetzt. Als Zigarrenmanufaktur wurde der Palacio bis 1932 genutzt, jedoch im Zuge eines Generalstreiks der Zigarrenroller geschlossen.

Ein Jahr später öffnete das Haus zwar wieder seine Pforten, aber nicht als Manufaktur, sondern als Kaufhaus. Als Kaufhaus und Bürogebäude wird es auch heute noch genutzt. Die dritte Etage entfernte man im Jahr 1971. Seitdem präsentiert sich das Gebäude wieder in seiner ursprünglichen Form.